Tangourlaub bei Freunden

Artikel Tangodanza 2013

 

Lesen Sie hier einen Artikel über einen Tangourlaub mit Daniela Pucci und Luis Bianchi in La Rogaia, geschrieben von Peter Mötteli, erschienen in der Zeitschrift "Tangodanza", Ausgabe 1 -2013

Tango inmitten von Olivenhainen

Tango comico beim Abschiedsfest

Von Britta Loebell

Schafsglöckchen vom Hügel gegenüber. Eine Wolke weißer Punkte setzt sich in Bewegung, verläuft sich zwischen den silbernen Flecken der Olivenbäume. Stille. Nur noch der Gesang der Zikaden erfüllt die flimmernde Luft. Aus dem gleichförmigen Zirpen lösen sich einzelne neue Töne. Yum, ba, yum, ba. Pugliese tönt über die Terrasse, die Rosenbeete, verfängt sich in den Baumkronen, entschwindet über die Hügel in die Ferne. Paare finden sich, Schritte, Drehungen, Innehalten und Neubeginn.

Tango-Workshop in La Rogaia in Umbrien. Nicht ganz so einsam wie eine argentinische Hacienda, aber doch sehr weit entfernt von Hektik und Lärm. Den Alltag kann man hier getrost hinter sich lassen. Wer die holprige Straße vom Dorf Castel Rigone bis zum Ende gefahren ist, findet sich in einem kleinen Paradies wieder. Zwei alte Steinhäuser in einen großen Garten gebettet, umgeben von blühenden Lavendel- und Rosenfeldern, Olivenhainen und Weiden. Liebevoll renovierte Appartements und Zimmer erwarten die Tango-Gäste. Jede der Wohnungen zeichnet sich durch einen eigenen Stil aus, mal schlicht modern mit Marmor und Glas, mal verspielt nostalgisch mit Stuck und alten Möbeln. Viele nette Details gibt es da zu entdecken, Bilder, Skulpturen, frische Blumen aus dem Garten, die Flasche Wein auf dem Tisch. Durch die geschickte Anlage der Appartements bleibt stets genügend Privatsphäre. Der Garten bietet viele versteckte Sitzplätze und Winkel. Und wer die tangomüden Füße abkühlen will, kann das am Pool tun, dabei den Blick über die sanft gewellte Landschaft schweifen lassen und in die Stille lauschen.

Tangounterricht
Tangounterricht

Kursbeginn nach einem späten Frühstück. Schritt, Schritt, Drehung und das alles jetzt bitte auch noch im Rhythmus. Aber keine Angst, - die Gruppen sind klein, und die Kursleiter haben genug Zeit, sich um jeden Einzelnen ausgiebig zu kümmern. Im Vergleich zu den großen Gruppen, die man anderswo oft vorfindet, ein unschätzbarer Vorteil. Gerade, wenn man sich asl Anfänger seiner Sache noch nicht so sicher ist. Schwitzende Gestalten im kühlen Tanzraum. Nur noch die in die Wand eingelassenen Ringe erinnern daran, dass dies hier einmal ein Stall war. Inzwischen hängen Aquarelle an den weißgekalkten Wänden, Marmorskulpturen fangen Sonnenlicht ein.

Auf dem Fliesenboden hört man das leise Geräusch von Ledersohlen, die Paare üben konzentriert die neue Schrittkombination. Gelegentlich verfolgen die beiden kleinen Töchter des Hauses vom Türrahmen aus mit interessierten Blicken die Tänzerinnen und Tänzer.

In La Rogaia ist es ganz entspannt und zwanglos - für Jung und Alt
In La Rogaia ist es ganz entspannt und zwanglos - für Jung und Alt

Beim Kurs am Spätnachmittag ziehen dann mediterrane Wohlgerüche aus der Küche in den Tanzraum. Wenn die letzten Drehungen gedreht, der Schweiß abgewaschen und die Sonne hinter den Hügeln versunken ist, hat Ornella, die Köchin, ihren großen Auftritt. „Avete fame ?“ und alles ruft natürlich „Si !!!“. Dann bringt sie Berge von Pasta, umbrischen Schweinebraten mit Kräutern, vegetarische Gemüseaufläufe und erntefrische Salate. Und natürlich ihre berühmte Tiramisu und andere Dolci - nichts um schlank zu werden. Wer es dann von den Herren mit Ornellas Pfunden aufzunehmen wagt, mit dem legt sie zu Kaffee und Grappa noch eine flotte Sohle aufs Parkett.

Verliebt in Ornella

Mit den Tangokursen haben sich die Besitzer von La Rogaia, Annette und Wolfgang, ein Stück Heimat mit nach Umbrien mitgebracht. Mitte der 90er Jahre haben sie sich in München beim Tangotanzen kennen gelernt. 1998 wagten sie dann, einen lang gehegten Traum zu verwirklichen, einen Ort der Begegnung für Menschen zu schaffen, in einem umbrischen Landhaus in den Hügeln oberhalb des Lago Trasimeno. Mit viel Platz für Kunst, Gespräche, Musik... Man kann nämlich in La Rogaia nicht nur Tango tanzen, sondern auch malen, bildhauen, kreativ schreiben oder umbrisch kochen lernen.

La Rogaia ist ein Ort für Genießer. Seit 1999 kommen Tangobegeisterte aus aller Welt zu den Kursen, und viele kommen immer wieder. Das Besondere an La Rogaia ist die familiäre Atmosphäre, wo die Lehrer nach dem Kurs gern zu einem Plausch auf der Terrasse bleiben, nach dem Abendessen zur Gitarre greifen oder sich ans Klavier setzen. Hier findet jeder etwas, vom Anfängerkurs bis zur Masterclass, und bei kleinen Gruppen mit maximal acht Paaren garantiert individuellen Unterricht. Auch die verschiedenen Tangostile sind vertreten, vom SalonTango bis zum Tango Nuevo. Beim Abschlußfest am letzten Abend des Kurses erleuchten Kerzen den Tanzraum, über der Terrasse funkeln die Sterne. Tangotänzer aus Perugia, manchmal sogar aus Florenz und Rom finden den Weg in die umbrischen Berge, um dabei zu sein, mitzutanzen, mitzufeiern.

Das letzte Abendmahl zum Abschluß einer Tangowoche
Das letzte 'Abendmahl' zum Abschluß einer Tangowoche

Wer mehr möchte als „nur“ Tangotanzen, kann lange Spaziergänge machen, zwischen Olivenhainen und blühendem Ginster. Sich im 4 km entfernten Castel Rigone in der kleinen Dorf-Bar einen Cappuccino genehmigen, mit Blick auf den im Tal liegenden Lago di Trasimeno. Kulturlandschaft soweit das Auge reicht. Perugia ist nah und auch Assisi eigentlich ein Muss. Oder doch lieber nach Arezzo oder Siena? Oder sich lieber ein lauschiges Plätzchen im Garten suchen und die Sonne genießen. Die Katze jagt eine Heuschrecke, die Hunde holen sich ihre Streicheleinheiten. Der Entschluss La Rogaia zu verlassen, fällt schwer, zu schön hier einfach faul herumzusitzen. Und schließlich möchte man am Abend nach dem Essen noch ausgeruht auf der Terrasse tanzen, wenn der leichte Wind die Hitze des Sommers wegträgt.

Informationen zum Tangoprogramm von La Rogaia im Internet unter La Rogaia Tango Urlaub
oder per Telefon unter 0039 075 845457 oder per email bei info@rogaia.de.
(copyright La Rogaia 2006)